Viele Menschen leiden unter unfreiwilliger Harn- bzw. Stuhlinkontinenz, also dem Verlust von Harn oder Stuhl. Inkontinenz kann in jedem Lebensalter vorkommen. Ca. 80 % der Frauen und 10 % der Männer zwischen 20 und 75 Jahren leiden an Harninkontinenz (oft auch als Blasenschwäche bekannt), rund 10 % der Bevölkerung an Stuhlinkontinenz. Laut dem Bundesverband Medizintechnologie leiden schätzungsweise 5–9 Mio. Menschen in Deutschland an Inkontinenz. Da Inkontinenz ein Problem ist, dass mit dem Alter zunimmt, wird sich die Anzahl der Betroffenen bis 2030 aufgrund der Alterung der Bevölkerung wahrscheinlich noch deutlich erhöhen.
Leider ist das Thema Inkontinenz häufig mit Scham behaftet, so dass viele Betroffene Angst haben, mit ihrem Problem einen Arzt aufzusuchen. Viele Menschen mit Inkontinenz leiden an Depressionen und ziehen sich auch aus dem gesellschaftlichen Leben zurück. Vereinsamung ist oft die Folge. Dabei kann eine fachgerechte Behandlung dabei helfen, Inkontinenz-Beschwerden zu lindern oder Inkontinenz gar ganz zu heilen.
Neben Medikamenten und Operationen können auch nicht-medikamentöse Therapieformen wir z. B. Biofeedback oder Elektrotherapie zur Behandlung von Inkontinenz eingesetzt werden. Diese Therapieformen sind häufig sehr verträglich und nahezu frei von Nebenwirkungen.
Welche Arten von Inkontinenz gibt es?
Stressinkontinenz (Belastungsinkontinenz)
Stressinkontinenz wird auch Belastungsinkontinenz genannt. Sie entsteht durch einen erhöhten Druck im Bauch und wird z. B. bei körperlicher Anstrengung oder Belastung ausgelöst. So können Treppensteigen, Heben, Husten, Niesen oder Lachen oft ausreichen, um bei Stress- oder Belastungsinkontinenz zu Harnverlust zu führen.
Die Ursachen von Stressinkontinenz liegen häufig in der Beckenboden- und Blasenmuskulatur mit den zugehörigen Bändern. Eine untrainierte oder überdehnte Beckenbodenmuskulatur (beispielsweise durch schwere Geburten) gehört zu den häufigsten Ursachen für eine Stress- oder Belastungsinkontinenz. Aber auch schwere körperliche Arbeit oder starkes Übergewicht können Stressinkontinenz verursachen.
Dranginkontinenz
Bei der Dranginkontinenz verspüren die Betroffenen einen plötzlichen, nicht beherrschbaren Harndrang. Damit geht meist ein sofortiger Urinverlust einher, so dass viele die Toilette nicht mehr rechtzeitig erreichen. Häufig muss auch für kleinste Mengen Urin die Toilette aufgesucht werden.
Dranginkontinenz kann verschiedene Ursachen haben:
- Bei der sensorischen Dranginkontinenz können die Betroffenen die tatsächliche Füllung der Blase nicht mehr wahrnehmen. Das kann beispielsweise durch Entzündungen oder Blasensteine ausgelöst werden.
- Die motorische Dranginkontinenz hat ihre Ursache in einer Störung der Nervenfasern, die für die Kontrolle des Blasen-Schließmuskels verantwortlich sind.
Mischformen
Die typischen Beschwerden der Belastungs- und Dranginkontinenz können auch zusammen auftreten. Vor allem Frauen sind häufig von Mischformen der Inkontinenz betroffen.
Stuhlinkontinenz
Bei einer Stuhlinkontinenz haben die Betroffenen keine oder wenig Kontrolle über den Abgang von Darmwinden oder Stuhlgang. Das kann verschiedene Ursachen haben. Verletzungen des Schließmuskels durch Geburten oder Dammverletzungen können ebenso zu Stuhlinkontinenz führen wie eine erschlaffte Beckenbodenmuskulatur. Auch Nervenschädigungen, Bestrahlungen oder der übermäßige Gebrauch von Abführmitteln können Stuhlinkontinenz auslösen.
Therapie-Möglichkeiten bei Inkontinenz
Je nach Art der Inkontinenz gibt es verschiedene Möglichkeiten der Behandlung. Falls Sie von Inkontinenz betroffen sind, sprechen Sie am besten mit Ihrem Arzt, damit er Ihnen helfen kann, die geeignete Therapie auszuwählen.
Neben Medikamenten und Operationen können Sie Beckenbodentraining, Reizstromgeräte (Elektrotherapie) und Biofeedback nutzen, um Ihre Inkontinenz zu behandeln.
Beckenbodentraining
Da bei vielen Betroffenen die Inkontinenz mit einer geschwächten Beckenbodenmuskulatur zusammenhängt, ist eine Kräftigung des Beckenbodens häufig ein wichtiger Schritt in Richtung Genesung. Am besten lernen Sie die Übungen zur Kräftigung der Beckenbodenmuskulatur unter fachlicher Anleitung. Ein Besuch beim Physiotherapeuten oder spezielle Kurse zur Beckenboden-Gymnastik können sinnvoll sein, damit Sie lernen, die richtigen Muskeln zu trainieren und die Übungen korrekt auszuführen. Beckenbodentraining lässt sich gut mit Elektrostimulation kombinieren.
Spezielle Elektrostimulationsgeräte für die Inkontinenz-Therapie können Sie bei der Behandlung von Inkontinenz unterstützen. Diese Geräte aktivieren mit sanften elektrischen Impulsen die Nerven und kräftigen die Muskulatur von Beckenboden und Blase. Elektrostimulationsgeräte sind gut verträglich, praktisch frei von Nebenwirkungen und lassen sich einfach bedienen. Elektrostimulation ist eine gute Ergänzung zu Beckenbodentraining und Biofeedback.
Biofeedback-Geräte geben Ihnen Rückmeldung über Vorgänge, die sonst unbewusst in Ihrem Körper ablaufen. So können Sie wieder mehr Kontrolle über Ihren Schließmuskel gewinnen. Biofeedback-Geräte zur Inkontinenztherapie lassen sich ideal mit Beckenbodentraining und Elektrostimulation kombinieren.
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