Was ist Inkontinenz?

Von Inkontinenz spricht man, wenn Blase oder Darm nicht mehr zu einem selbst gewählten Zeitpunkt entleert, Harn oder Stuhl also nicht willentlich zurückgehalten werden können und somit unkontrolliert abgehen. Bei der am häufigsten vorkommenden Harninkontinenz ist die Zusammenarbeit von Blasenmuskulatur, Blasenschließmuskel und Beckenbodenmuskulatur gestört. Bei der weniger häufigen Stuhlinkontinenz können neben Stuhl auch Darmgase oder -schleim nicht mehr zurückgehalten werden.

Welche Arten von Inkontinenz gibt es?

Viele Menschen leiden unter unfreiwilliger Harn- bzw. Stuhlinkontinenz, die in jedem Lebensalter vorkommen kann. Circa 80 % der Frauen und 10 % der Männer zwischen 20 und 75 Jahren leiden an Harninkontinenz (auch Blasenschwäche genannt), rund 10 % der Bevölkerung an Stuhlinkontinenz.

Leider ist das Thema Inkontinenz häufig mit Scham behaftet, sodass viele Betroffene Angst haben, mit ihrem Problem einen Arzt aufzusuchen. Viele leiden an Depressionen und ziehen sich auch aus dem gesellschaftlichen Leben zurück. Dabei sind mit der Diagnose Inkontinenz Behandlungsmaßnahmen möglich, die die Lebensqualität von Betroffenen deutlich verbessern können.

Inkontinenz ist jedoch nicht gleich Inkontinenz, es gibt zahlreiche Formen der Blasenschwäche.

Stressinkontinenz (Belastungsinkontinenz)

Stressinkontinenz wird auch Belastungsinkontinenz genannt. Sie entsteht durch einen erhöhten Druck im Bauch und wird z. B. bei körperlicher Anstrengung oder Belastung ausgelöst. So können Treppensteigen, Heben, Husten, Niesen oder Lachen oft ausreichen, um bei Stress- oder Belastungsinkontinenz zu Harnverlust zu führen.

Die Ursachen von Stressinkontinenz liegen häufig in der Beckenboden- und Blasenmuskulatur mit den zugehörigen Bändern. Eine untrainierte oder überdehnte Beckenbodenmuskulatur (beispielsweise durch schwere Geburten) gehört zu den häufigsten Ursachen für eine Stress- oder Belastungsinkontinenz.

Aber auch schwere körperliche Arbeit oder starkes Übergewicht können eine Stressinkontinenz verursachen.

Dranginkontinenz

Bei der Dranginkontinenz verspüren die Betroffenen einen plötzlichen, nicht beherrschbaren Harndrang. Damit geht meist ein sofortiger Urinverlust einher, sodass viele die Toilette nicht mehr rechtzeitig erreichen. Häufig muss auch für kleinste Mengen Urin die Toilette aufgesucht werden.

Dranginkontinenz kann verschiedene Ursachen haben:

  • Bei der sensorischen Dranginkontinenz können die Betroffenen die tatsächliche Füllung der Blase nicht mehr wahrnehmen. Das kann beispielsweise durch Entzündungen oder Blasensteine ausgelöst werden.
  • Die motorische Dranginkontinenz hat ihre Ursache in einer Störung der Nervenfasern, die für die Kontrolle des Blasenschließmuskels verantwortlich sind.

Mischformen

Die typischen Beschwerden der Belastungs- und Dranginkontinenz können auch zusammen auftreten. Vor allem Frauen sind häufig von Mischformen der Inkontinenz betroffen.

Stuhlinkontinenz

Bei einer Stuhlinkontinenz haben die Betroffenen keine oder wenig Kontrolle über den Abgang von Darmwinden oder Stuhlgang. Das kann verschiedene Ursachen haben. Verletzungen des Schließmuskels durch Geburten oder Dammverletzungen können ebenso zu Stuhlinkontinenz führen wie eine erschlaffte Beckenbodenmuskulatur. Auch Nervenschädigungen, Bestrahlungen oder der übermäßige Gebrauch von Abführmitteln können Stuhlinkontinenz auslösen.

Therapie-Möglichkeiten bei Inkontinenz

Je nach Art der Inkontinenz gibt es verschiedene Möglichkeiten der Behandlung. Ein Gespräch mit dem Arzt kann helfen, die Ursache herauszufinden und die geeignete Therapie auszuwählen.

Neben Medikamenten und Operationen können Sie Beckenbodentraining, Elektrotherapie und Biofeedback nutzen, um Ihre Inkontinenz zu behandeln.

Beckenbodentraining

Da bei vielen Betroffenen die Inkontinenz mit einer geschwächten Beckenbodenmuskulatur zusammenhängt, ist eine Kräftigung des Beckenbodens häufig ein wichtiger Schritt in Richtung Genesung. Am besten lernen Sie die Übungen zur Kräftigung der Beckenbodenmuskulatur unter fachlicher Anleitung. Ein Besuch beim Physiotherapeuten oder spezielle Kurse zur Beckenboden-Gymnastik können sinnvoll sein, um zu lernen, die richtigen Muskeln anzusteuern und zu trainieren sowie die Übungen korrekt auszuführen. Beckenbodentraining lässt sich gut mit Elektrostimulation kombinieren.

Elektrostimulationsgeräte (Reizstrombehandlung)

Spezielle Elektrostimulationsgeräte können bei der Behandlung von Inkontinenz unterstützen. Diese Geräte aktivieren mit sanften elektrischen Impulsen die Nerven und kräftigen die Muskulatur von Beckenboden und Blase. Elektrostimulationsgeräte sind gut verträglich, praktisch frei von Nebenwirkungen und lassen sich einfach bedienen. Elektrostimulation ist eine gute Ergänzung zu Beckenbodentraining und Biofeedback.

Biofeedback-Therapie

Biofeedback-Geräte geben Rückmeldung über Vorgänge, die sonst unbewusst im Körper ablaufen. So kann die Kontrolle über den Schließmuskel wieder gewonnen werden. Biofeedback-Geräte zur Inkontinenztherapie lassen sich ideal mit Beckenbodentraining und Elektrostimulation kombinieren.

Hinweis: Diese Seiten bieten allgemeine Informationen zum Thema Schmerzen. Sie erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit und medizinische Korrektheit. Die bereitgestellten Informationen sind nicht zur Selbstdiagnose/ ‑ behandlung geeignet und ersetzen nicht den Arztbesuch. Sollten Sie unter den hier geschilderten Beschwerden leiden, suchen Sie bitte umgehend einen Arzt auf.

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